Giardien beim Hund
Autor: Stela E. Seemann
Hundeernährungsberaterin
Giardien beim Hund sind weit verbreitet. Viele Hunde werden im Laufe ihres Lebens von Giardien befallen, besonders oft sind Welpen betroffen, die vermutlich zu über 50 % infiziert sind, und im Erwachsenenalter leiden mindestens noch 20 % aller Hunde in Deutschland an den lästigen Darmbewohnern. Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit sogar 70 % aller Hunde mit den Schädlingen leben müssen.
Die Veterinärmedizin setzt bei der Giardien Behandlung auf Antibiotika und Wurmkuren, die allerdings die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen und sich schädlich auf die Niere und Leber auswirken können. Trotzdem rotten die pharmazeutischen Mittel Giardien beim Hund nicht immer vollständig aus. Denn die widerstandsfähigen Bewohner entwickeln Resistenzen gegen die Medikamente oder ziehen sich in Verstecke außerhalb des Darms zurück. Lies hier, welche sanften Methoden es gibt, um die tierärztliche Behandlung zu unterstützen und die Giardien beim Hund langfristig in Schach zu halten.
Überblick
- Daran erkennst du Giardien bei deinem Hund
- So werden sie diagnostiziert
- Wie Giardien beim Hund behandelt werden
- Die richtige Ernährung beim Giardienbefall
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Was sind Giardien beim Hund?
Giardien beim Hund sind winzige Einzeller, von denen weltweit mehr als 40 Arten bekannt sind. Sie nisten sich in den Schleimhäuten des Dünndarms ein, führen zu Schädigungen der Darmwände, vermehren sich und schließen sich dann immer zu zweit zu einer Zyste zusammen, um ausgeschieden zu werden. Die sehr widerstandsfähigen Zysten überleben außerhalb ihres Wirtstieres bis zu drei Monate, wenn sie eine feuchte Umgebung vorfinden.
Über Kot, Wasser oder Futter können sie von anderen Tieren aufgenommen werden und sich im neuen Wirt wiederum rasend schnell ausbreiten.
Besonders günstige Bedingungen entwickeln sich für sie im Darm, wenn das Hundefutter viel Stärke enthält, denn sie ernähren sich in erster Linie von Zucker. Außer bei Hunden und Katzen kommen die Parasiten auch bei zahlreichen anderen Tierarten und beim Menschen vor. Bei den im Hundedarm aktiven Bewohnern handelt es sich meistens um Giardia intestinalis oder Giardia duodenalia.
Giardien beim Hund erkennen: Symptome für einen Parasitenbefall
Die Tatsache, dass die Mehrheit aller Hunde seit jeher mit den Parasiten im Darm lebt, deutet darauf hin, dass die einzelligen Organismen natürliche Bestandteile der Darmflora sind. In den meisten Fällen verursachen sie auch keinerlei Beschwerden.
Probleme können aber bei Hunden mit einem geschwächten Immunsystem auftreten, auch schwache und junge Tiere sind gefährdet.
Wenn dein Hund starken Durchfall bekommt, der gelblich bis grünlich aussieht und unangenehm faulig bis süßlich riecht, leidet er an einer Giardiose, also einer Überbesiedelung, die behandelt werden muss. Zu den weiteren Symptomen, an denen du Giardien erkennen kannst, gehören:
- Blähungen
- Erbrechen
- Magenkrämpfe
- Appetitlosigkeit
- Fieber
- und Gewichtsabnahme.
Da die Schädlinge dem Körper viele wichtige Nährstoffe entziehen, wird das Tier bei einer fortschreitenden Erkrankung immer weiter geschwächt. Dadurch, dass das Immunsystem in Mitleidenschaft gezogen wird, erhöht sich wiederum das Risiko für weitere Krankheiten.
Diagnose per Mikroskop, Schnelltest oder Darmspiegelung
Um einen Befall mit Giardien beim Hund zu erkennen, kann der Tierarzt den Hundekot unter dem Mikroskop untersuchen. Am besten bewahrst du dafür den Kot von drei aufeinanderfolgenden Tagen auf und bringst ihn in die Tierarztpraxis mit. Denn Zysten werden nicht bei jedem Stuhlgang ausgeschieden, und der Kot kann zwischendurch parasitenfrei sein. Weiterhin gibt es heute zuverlässige Labortests und auch Schnelltests, die anhand von Kotproben zu Ergebnissen gelangen. Der Tierarzt kann auch im Rahmen einer Darmspiegelung Flüssigkeit aus dem Zwölffingerdarm entnehmen und daran eine Parasitentest durchführen.
Wie übertragen sich Giardien auf Hund und Mensch?
Die Einzeller werden im Wege der Schmierinfektion übertragen, für eine Ansteckung reicht es schon aus, dass eine Stubenfliege sich für den parasitenbefallenen Kot interessiert und sich dann im Hundefutter niederlässt. Von Ansteckung besonders gefährdet sind Tiere, die mit vielen Kameraden auf engem Raum zusammenleben, zum Beispiel im Tierheim oder in einer Zuchtfarm.
Ein Gramm Kot kann mehrere Millionen von Zysten enthalten, und nur zehn von ihnen reichen schon für eine Infektion aus. Deshalb ist es für Hundehalter, die mehrere Tiere haben, nahezu unmöglich, die Ansteckung untereinander zu verhindern, solange sie aus einem Napf fressen und aus einem Gefäß trinken.
Auch Menschen können sich mit Giardien beim Hund anstecken, allerdings kommt diese Art der Übertragung seltener vor. Wenn du dich von deinem kranken Tier nicht ablecken lässt, bist du bereits überwiegend sicher. Auf Körperkontakt ganz zu verzichten, wäre in Anbetracht des geringen Übertragungsrisikos eine übertriebene Härte für dich und deinen Hund. Besondere Vorsicht gilt aber für Kleinkinder, die niemals mit Kot oder Speichel eines Hundes in Kontakt kommen dürfen.
Giardien Behandlung beim Hund mit pharmazeutischen Mitteln
Wenn dein Hund starken oder anhaltenden Durchfall hat und an Gewicht verliert, führt kein Weg an einer medikamentösen Behandlung vorbei.
Kurzfristig zeigen Therapien mit Antibiotika auch gute Erfolge, in etwa 80 % vergehen die Symptome nach wenigen Tagen.
Allerdings ziehen Giardien beim Hund häufig Rückfälle nach sich, weil der Hund erneut mit Zysten in Kontakt kommt. Eine langfristige Besserung erzielst du nur, wenn du erstens ein Darmmilieu schaffst, in dem die Schmarotzer keine guten Lebensbedingungen vorfinden. Zweitens musst du dafür sorgen, dass die Umgebung des Hundes klinisch sauber bleibt, damit er und andere Mitbewohner die ausgeschiedenen Zysten nicht wieder aufnehmen können.
Ernährungsumstellung auf kohlenhydratarmes Futter
Giardien ernähren sich vorwiegend von Zucker, deshalb musst duversuchen, die Ernährung deines Vierbeiners möglichst zuckerfrei zu gestalten. Da der Darm auch Stärke aus Getreide in Zucker umwandelt, sollte das Futter getreidefrei sein. Reis, Nudeln und Kartoffeln sind also tabu. Auch viele handelsübliche Trockenfutter enthalten eine erhebliche Menge an Stärke, die allerdings nicht auf dem Etikett ausgewiesen sein muss.
Verzichte vorsichtshalber gänzlich auf Trockenfutter, solange dein Hund an Darmparasiten leidet. Stattdessen sollte er jetzt leicht verdauliche Schonkost zu sich nehmen.
Um den Darm möglichst wenig zu strapazieren, stelle von zwei reichhaltigen Mahlzeiten am Tag auf mehrere kleine Portionen um. Ein Hundemenü, das den Darm wenig belastet, kann zum Beispiel aus gekochtem Hühnerfleisch mit weich gekochtem Gemüse und etwas Quark oder Joghurt bestehen. Oder du bereitest deinem Liebling eine Morosche Karottensuppe zu.
Dieses Hausmittel wird seit Generationen bei Mensch und Tier gegen Durchfallerkrankungen verabreicht. Koche dafür ein halbes Kilo geschälte Möhren in einem Liter Wasser mindestens 90 Minuten lang weich. Dann gieße das Wasser ab und püriere die Karotten. Fülle den Brei mit kochendem Wasser erneut auf einen Liter auf und gib drei Gramm Salz hinzu.
Nach Belieben kannst du nun noch weiche Fleischstückchen hineingeben, um deinem Hund das Gericht schmackhafter zu machen. Das Beste ist für einen geschwächten Hund immer Frischfutter, aber wenn du wenig Zeit hast, kannst du zwischendurch auch ein getreidefreies Nassfutter verwenden.
So schaffst du ein schädlingsfeindliches Milieu im Darm
Zusätzlich kannst du versuchen, mit Nahrungsergänzungsmitteln und bestimmten Heilkräutern gegen die lästigen Parasiten im Hundedarm vorzugehen. Im Kampf gegen Giardien haben sich einige Flavonoide als hilfreich erwiesen, die gehäuft in Nüssen, Beeren, Sellerie, Wirsing, Äpfeln, Brokkoli, Petersilie, Minze und Salbei enthalten sind.
Die Naturmedizin kennt noch zahlreiche andere Heilmittel, die positive Effekte im Kampf gegen Giardien versprechen sollen, zum Beispiel Wermut, Nelken, Oregano, Ingwer, Kurkuma und Aloe-Vera-Gel.
Falls dein Hund sein Futter mit diesen Zusätzen nicht mag, kannst du auf eine fertige Pulvermischung zurückgreifen. Da die Giardien selbst und auch die Giardien-Behandlung das Immunsystem des Hundes schwächen, solltest du außerdem gezielt seine Abwehrkräfte stärken. Er braucht jetzt nicht nur eine vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung und viel Trinkwasser, sondern auch Bewegung an der frischen Luft. Die richtige Balance zwischen Aktivitäts- und Ruhephasen wird deinem Hund helfen, schnell wieder gesund zu werden.
Hygiene wirkt gegen Giardien beim Hund
Um wiederholte Ansteckungen des Hundes und die Infizierung anderer Tiere und Menschen zu verhindern, musst dudie Umgebung des Hundes hygienisch sauber halten. Wasche alle Textilien, mit denen dein Hund in Berührung gekommen ist, auf hoher Temperatur (über 65 Grad). Seine Fress- und Trinknäpfe sowie Spielzeuge kannst du zur täglichen Reinigung mit kochendem Wasser übergießen. Alle Fußböden und anderen Oberflächen, auf denen dein Hund unterwegs war, sollte mit heißem Wasser oder Wasserdampf gereinigt werden.
Denke daran, dass Giardien eine feuchte Umgebung bevorzugen, deshalb trockne alle mit Wasser gesäuberten Gegenstände und Oberflächen umgehend ab. Damit dein Hund sich nicht über seinen Kot erneut infizieren kann, sammle seine Hinterlassenschaften möglichst schnell ein und verschließe sie in einem Plastikbeutel. Dein Hund kann sich aber auch wiederholt anstecken, wenn er sich selbst in der Afterregion leckt. Säubere seine Rückseite deshalb regelmäßig mit einem speziellen Shampoo.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Giardien beim Hund
Wenn dudie Möglichkeit hast, deinen Vierbeiner von Kindheit an aufzuziehen, kannst du ihm bereits Verhaltensweisen anerziehen, die das Risiko einer Ansteckung verringern. Bringe ihm frühzeitig bei, nicht aus Pfützen zu trinken und seine Nase nicht in Kot zu stecken.
Als weitere Vorsorgemaßnahme solltest du immer darauf achten, dass dein Hund Wasser- und Futternäpfe nicht mit anderen Tieren zusammen benutzt, nimm also auf Reisen seinen eigenen Napf mit. Vermeide möglichst Situationen, in denen dein Hund mit vielen anderen Tieren zusammenkommt, zum Beispiel in der Hundeschule oder im Tierheim. Falls dein Hund bei Aufenthalten im Garten Kontakt mit Wildtieren haben könnte, versuche, Risikoherde, wie Eimer mit Regenwasser oder Vogeltränken, zu beseitigen. Denn wenn ein anderes Tier dort Kot hinterlassen hat, können sich auch Giardien darin aufhalten.
Auch wenn alle diese Maßnahmen sehr anstrengend für dich sein können, halte sie bitte mindestens solange durch, bis es deinem Hund sichtlich besser geht.
Im Kampf gegen die hartnäckigen Giardien führt leider nur Disziplin zum Erfolg. Aber gerate nicht in Panik, sondern machen dir bewusst, dass dein Hund selbst mit den Parasiten bald wieder ein symptomloses und glückliches Leben führen kann.