Inkontinenz beim Hund

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Autor: Stela E. Seemann

Hundeernährungsberaterin

Nicht nur Menschen bekommen im Alter Probleme, ihre Ausscheidungen bis zur Toilette bei sich zu behalten, auch Hunde können inkontinent werden. Meistens handelt es sich um eine Blasenschwäche und betrifft nur den Urin, aber in manchen Fällen verlieren Hunde auch die Fähigkeit, ihren Stuhlgang zu kontrollieren.

Inkontinenz beim Hund kommt häufiger vor, als viele Hundebesitzer denken. Wenn dein Hund immer wieder Pfützen auf dem Teppich oder auf seinem Schlafplatz hinterlässt, kann er deine Nerven ganz schön strapazieren. Aber schimpfe nicht mit ihm – er möchte dich nicht ärgern, sondern kann nichts dafür. Im Gegenteil: Ein Hund mit seiner feinen Nase leidet oft erheblich unter dem Gestank des eigenen Urins.

Überblick

  1. Woher die Inkontinenz bei Hunden kommt
  2. Daran kannst du sie erkennen
  3. So wird sie behandelt
  4. Weitere nützliche Hilfsmittel

Inkontinenz tritt häufig bei Hunden im fortgeschrittenen Alter auf, und Hündinnen leiden öfter als Rüden unter Harnverlust.

In über 50 % der Fälle liegt die Inkontinenz des Hundes an der nachlassenden Muskelspannung und der Schwächung des Bindegewebes um den Blasenschließmuskel herum.

Diese im Alter ganz natürliche Schwäche wird als Harnröhrensphinkter-Inkompetenz bezeichnet. Da aber auch vielfältige andere Ursachen infrage kommen, solltest du den Hund vom Tierarzt untersuchen lassen. Denn möglicherweise ist die Inkontinenz das Symptom einer ernst zu nehmenden Erkrankung. Vor der Diagnose hängt dann die richtige Behandlung der Blasenschwäche ab.

Woher kommt Inkontinenz bei Hunden?

Als Ursache für Inkontinenz bei Hunden kommen zum Beispiel Hormonschwankungen in Betracht, bei Hündinnen kann insbesondere nach einer Kastration der Hormonhaushalt durcheinandergeraten, weil die hormonproduzierenden Eierstöcke entfernt wurden.

Bei männlichen Tieren kann der sinkende Testosteronspiegel im Alter verantwortlich sein. Außerdem kann sich ein Hund ebenso wie der Mensch eine Blasenentzündung zuziehen, die zur häufigen Abgabe weniger Tröpfchen Urin führt. Auch neurologische Probleme können sich auf die Blase des Hundes auswirken, wenn dadurch die Kommunikation des Gehirns mit einzelnen Organen gestört ist.

Ebenso können ein Bandscheibenvorfall oder Probleme mit der Wirbelsäule die Nervensignale des Gehirns so ungünstig beeinflussen, dass die Blase nicht mehr wie gewohnt arbeitet.

Weitere mögliche Ursachen für Inkontinenz beim Hund sind:

Je nachdem, ob der Harnaustritt von der Blase selbst ausgeht oder ob dieser die Folge einer Erkrankung ist, wird von primärer und sekundärer Inkontinenz gesprochen.

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Auch für eine Stuhlinkontinenz kommen diverse Ursachen infrage, zum Beispiel:

Weiterhin kann der Schließmuskel in seiner Funktion beeinträchtigt sein, weil er verletzt wurde oder die Nervenfunktionen durch eine andere Erkrankung beeinträchtigt sind, zum Beispiel einen Bandscheibenvorfall. Schließlich sind auch angeborene Fehlbildungen möglich, die die Funktionsfähigkeit des Ausscheidungsapparats betreffen.

An diesen Symptomen kannst du Inkontinenz beim Hund erkennen

Inkontinenz erkennst du daran, dass dein Hund unbeabsichtigt kleine oder große Mengen an Urin oder Kot verliert. Im Gegensatz dazu ist die Urinabgabe bei jungen Hunden, die noch nicht stubenrein sind, beabsichtigt, denn sie haben ihre Toiletten-Routine noch nicht erlernt.

Inkontinente Hunde können ihren Harndrang nicht steuern, bemerken aber manchmal hinterher, dass ihnen ein Missgeschick passiert ist. Dann werfen sie ihrem Herrchen oder Frauchen schuldbewusste Blicke zu.

Bei der Harnröhrensphinkter-Inkompetenz geschieht der Harnaustritt oft im Schlaf oder beim Aufstehen aus der Schlafstätte.

Bei einer Blasenentzündung dagegen hat der Hund fast ständig Harndrang, der allerdings erfolglos bleibt oder nur wenige Tropfen hervorbringt. Dann sind ihm zumeist auch Schmerzen und allgemeines Unwohlsein anzumerken.

Hunde mit einer angeborenen organischen Missbildung verlieren ihren Harn dagegen konstant in kleinen Portionen. Bei alten Vierbeinern, die an Demenz leiden, kann es vorkommen, dass sie ihre erlernte Ausscheidungsroutine vergessen haben und sich einfach auf dem Fußboden niederlassen, um Urin oder Kot loszuwerden.

Wie wird Inkontinenz beim Hund behandelt?

Je nach Ursache kommen bei Inkontinenz unterschiedliche Behandlungsansätze infrage, von Nahrungsergänzungsmitteln über Medikamente bis zu operativen Eingriffen. Wenn eine Krankheit die Blasenschwäche auslöst, kann der Tierarzt auch die Inkontinenz behandeln, indem er die Primärerkrankung aufspürt und behebt.

Inkontinenz behandeln mit Medikamenten

Ist die Blasenschwäche des Hundes auf Hormonschwankungen zurückzuführen, versprechen Hormontabletten schnelle und anhaltende Erfolge. Zusätzlich kommen auch Medikamente mit dem Wirkstoff Ephedrin in Betracht, der die Schließfähigkeit des Harnmuskels wieder erhöht.

Bei 80 % der Hündinnen, die aufgrund einer Kastration Probleme mit der Blase haben, verschwinden die Symptome nach einer etwa zehntägigen Medikation dauerhaft.

Solche Medikamente sind jedoch nicht frei von Nebenwirkungen, sie können zum Beispiel das Knochenmark schädigen. Falls dein Hund an einer Blasenentzündung leidet, die durch eine bakterielle Infektion hervorgerufen wird, verschreibt der Tierarzt ihm Antibiotika über einen längeren Zeitraum. Zusätzlich musst du darauf achten, dass dein Hund besonders viel trinkt und immer schön warm liegt.

Wenn er nicht von sich aus trinken will, kannst du sein Futter mit Wasser anreichern. Nach einigen Tagen lassen seine Beschwerden nach und auch der Harndrang vergeht.

Homöopathische und pflanzliche Mittel gegen Blasenschwäche

In der Naturheilkunde wird Blasenschwäche bei Mensch und Tier mit verschiedenen Wirkstoffen behandelt, zum Beispiel Staphisagria, Causticum und Bärentraube. Deren Mischung und Dosierung solltest du allerdings dem Heilpraktiker überlassen.

Es gibt aber auch harmlose Nahrungsmittel, die du selbst zu Hause deinem Hund ins Futter mischen kannst, um seiner Blase auf die Sprünge zu helfen. Dazu gehören Tintenfisch, der den Hormonspiegel ausgleichen soll, Kürbiskerne und Cranberrys.

Zu den empfohlenen Heilpflanzen gegen Inkontinenz bei Hunden zählen auch Granatapfel, Anis, Kamille, Hagebutte, Kurkuma, Ackerschachtelhalm und Moringa.

Du kannst fertig gemischte Blasenkuren aus diesen Pflanzenextrakten in Pulverform kaufen und zum Hundefutter geben. In der Naturmedizin werden gegen Inkontinenz bei Hunden außerdem Bachblütentherapie und Akupunktur eingesetzt, deren Wirksamkeit allerdings nicht durch wissenschaftliche Studien bewiesen ist.

Inkontinenz beim Hund operieren lassen

Bei einer angeborenen organischen Missbildung kommt eine Operation in Betracht, dabei setzt der Tierarzt entweder ein Implantat ein oder er spritzt Kollagen in die Harnröhrenschleimhaut ein. Auch wenn der Hund wegen einer Schädigung der Wirbelsäule seinen Harn nicht bei sich behält, kann in manchen Fällen ein chirurgischer Eingriff das Problem beheben. Ist ein Tumor für den Harnverlust verantwortlich, hat die operative Entfernung Aussicht auf Erfolg, sofern noch keine Metastasen vorhanden sind.

Aber auch eine kastrationsbedingte Blasenschwäche, die mit Medikamenten nicht therapierbar ist, kann operativ behandelt werden. Mit verschiedenen Methoden versuchen die Ärzte, den Blasenhals so zu verengen und zu fixieren, dass das Tröpfeln ein Ende hat.

Windeln für inkontinente Hunde

Wer sich aber entscheidet, seinen Hund so zu lieben, wie er ist, kann zum Glück auf einige Hilfsmittel zurückgreifen, die Mensch und Tier das Leben erleichtern. Um Fußböden, Teppiche, Möbel und Hundebett zu schützen und das Fell deines Hundes überwiegend trocken zu halten, kannst du ihm Hundewindeln oder Bauchbänder anlegen.

Hundewindeln sind in verschiedene Größen, Formen, Stärken und Designs erhältlich und speziell auf Rüden oder Hündinnen zugeschnitten. Wichtig ist, dass der Gummizug am Abschluss richtig sitzt und nicht drückt oder einschneidet.

Außerdem muss der Windelbereich oft genug gereinigt werden und an die frische Luft kommen, damit er nicht wund werden kann. Hundehalter können zwischen umweltfreundlichen waschbaren Windeln und praktischen Einwegprodukten wählen. Denke aber daran, dass Hundewindeln nur für Blut oder Urin konzipiert und nicht auf starken Durchfall vorbereitet sind.

Weitere nützliche Hilfsmittel

Außerdem gibt es spezielle Unterlagen für das Hundebett, die ähnlich wie eine Windel wirken, denn sie sollen den Urin aufsaugen und gleichzeitig die unangenehmen Gerüche vertreiben. Du kannst auch eine wasserdichte Unterlage in die Schlafstatt des Hundes legen, damit du dann nur die textilen Auflagen reinigen musst.

Wähle dafür leicht waschbare Decken oder Tücher aus. Oder besorge deinem Hund ein vollständig waschbares Bett oder Körbchen. Und wenn du weiterhin mit deinem vierbeinigen Freund auf Reisen gehen möchten, kleide die Rückbank des Autos mit einer wasserabweisenden Abdeckung aus.

Zur Entfernung von Hundekot und -urin sind im Handel diverse Spezialprodukte erhältlich, die auch gegen die Gerüche wirken. Du kannst aber auch auf Haushaltstücher und Essigwasser zurückgreifen oder zum Aufsaugen Babywindeln verwenden, die eine sehr hohe Saugkraft haben.

Auch wenn das Problem deines Hundes lang anhaltend und vielleicht unheilbar sein sollte, behalte auf jeden Fall immer die Geduld. Gehe häufig mit ihm ins Freie, um ihm so viele Toilettengänge wie möglich zu verschaffen. Und gib ihm trotz der Umstände immer viel Wasser, denn genügend Flüssigkeit ist lebenswichtig für ihn.