Hüftdysplasie beim Hund
Autor: Stela E. Seemann
Hundeernährungsberaterin
Kaum einen Begriff fürchten Hundebesitzer großer Rassen wie „Hüftdysplasie beim Hund“, aber die Wahrheit ist, dass Hüftdysplasie bei jeder Größe und Rasse von Hunden auftreten kann. Also, was genau ist eine HD beim Hund und warum ist der Zustand so besorgniserregend? Dieser schmerzhafte Zustand kann die Lebensqualität eines Hundes drastisch einschränken und die Anzeichen sind Besitzer schwer zu erkennen.
Die Erkrankung ist bis heute nicht heilbar, dennoch gibt es viele Möglichkeiten, die Lebensqualität eines betroffenen Hundes zu erhöhen. Hier findest du alles, was du über Hüftdysplasie bei Hunden wissen musst – von Anzeichen, Symptomen und dem Gangbild von HD bis hin zu Behandlungen und Pflege.
Was ist Hüftdysplasie beim Hund
Hüftdysplasie ist eine genetische Skeletterkrankung, die häufig bei Hunden großer Rassen auftritt, obwohl sie auch bei kleineren Rassen auftreten kann. Um zu verstehen, was es mit der Erkrankung auf sich hat, musst du zunächst die grundlegende Anatomie des Hüftgelenks bei Hunden verstehen. Das Hüftgelenk fungiert als Kugelgelenk. Bei Hunden mit Hüftdysplasie passen oder entwickeln sich Gelenkkopf und die Gelenkpfanne nicht richtig. Bei betroffenen Hunden springt der Gelenkkopf aus der Gelenkpfanne, weil dieser oft schief gewachsen ist. Die Folge ist eine stetige Abreibung und Abschleifung des Knorpelgewebes und der Gelenkknochen. Dies geschieht insbesondere während der Wachstumsphase bei Hunden.
- Funktionsstörungen
- Schmerzen
- Arthritis
- Muskelatrophie
- Eingeschränkte Mobilität
Wie zu Beginn erwähnt sind besonders Hunde großer Rassen betroffen, aber die Forschung hat gezeigt, dass sie ebenfalls erblich ist. Eine falsche Ernährung kann auch die Wahrscheinlichkeit einer Hüftdysplasie bei einem Hund beeinflussen, ebenso wie zu viel Bewegung – oder zu wenig. Übergewicht belastet die Gelenke deines Hundes stark, was eine bereits bestehende Erkrankung verschlimmern oder gar verursachen kann.
Welpen haben spezielle Ernährungsbedürfnisse und das gilt insbesondere für Welpen großer Rassen. Besonderes Welpenfutter für große Rassen soll dabei helfen, übermäßiges Wachstum zu verhindern, das zu Skeletterkrankungen wie der Hüftdysplasie, Ellbogendysplasie und anderen Gelenkerkrankungen führen kann. Durch die Verlangsamung des Wachstums sollen sich die Gelenke entwickeln, ohne sie zu stark zu belasten, was dazu beiträgt, Problemen einheitlich vorzubeugen.
Hüftdysplasie beim Hund Anzeichen
Einige Welpen zeigen erste Anzeichen einer HD beim Hund bereits im Alter von vier. Diese ersten Anzeichen einer Hüftdysplasie beim Hund äußern sich in der Regel durch Berührungsschmerzen des verformten Gelenks. Verständlicherweise haben betroffene Welpen in aller Regel keine Lust zu spielen.
Andere Hunde entwickeln sie in Verbindung mit Arthrose, wenn sie älter werden.
Es gibt einige Symptome, die abhängig von der Schwere der Erkrankung, dem Grad der Lockerung des Gelenks und der Dauer der Hüftdysplasie des Hundes variieren.
- Verringerte Aktivität
- Schwierigkeiten beim Aufstehen, Springen, Laufen oder Treppensteigen
- X-Bein-Stellung
- Knirschen im Gelenk bei Bewegung
- Verlust der Oberschenkelmuskelmasse
- Spürbare Vergrößerung der Schultermuskulatur, da sie kompensiert
- Schmerzen – dein Hund möchte nicht weit laufen
- Steifheit oder Hinken
Diese Symptome werden im Laufe der Zeit immer stärker, denn die Abnutzung des schützenden Knorpels nimmt immer weiter zu. Schließlich ist das Belasten des Gelenks nicht mehr möglich.
HD Hund Gangbild
Zeigt dein Hund ein ungewöhnliches Gangbild, kann das bedeuten, dass er eine Hüftdysplasie hat. Einige Personen bezeichnen den Hüftdysplasie-Gang als „Hasensprung“, da er der Art und Weise ähnelt, wie sich ein Kaninchen beim Gehen bewegt. Er zieht das betroffene Gelenk nach einem Schritt dicht angelegt schnell hinterher. Es ist eine sehr seltsam aussehende Gangart für einen Hund. Da es sehr auffällig ist, wird es dir sicher als Symptom auffallen, wenn es dein Hund zeigt.
Diagnose einer Hüftdysplasie beim Hund
Um eine HD zu diagnostizieren, wird der Hund abgetastet und anschließend einer Röntgenuntersuchung unterzogen. Damit das entstandene Röntgenbild sicher interpretiert werden kann, ist es wichtig, dass sich der Hund während der Aufnahme entspannt. Die Entspannung wird mittels einer leichten Sedierung erreicht. An dieser Sedierung führt leider kein Weg vorbei, weil sie die Muskulatur des Hundes vollständig entspannen muss und er während der Untersuchung nicht unnötig an Schmerzen leidet. Die Röntgenuntersuchung dient nicht nur dazu, die Vermutung einer HD zu bestätigen, sondern soll dem Tierarzt gleichzeitig ermöglichen, den konkreten Schweregrad der Erkrankung zu ermitteln.
Die Fehlentwicklung des Gelenks wird in folgende Schweregrad unterteilt:
- A = Es liegt kein Hinweis für eine HD vor
- B = Es handelt sich um einen Grenzfall
- C = Der Hund leidet an einer leichten HD
- D = Der Hund leidet an einer mittleren HD
- E = Es handelt sich um einen schweren Fall
Hüftdysplasie bei Hunden behandeln
Eine frühzeitige Diagnose kann die durch Hüftdysplasie bei Hunden verursachte langfristige Arthritis verringern oder sogar verhindern. Es gibt mehrere Möglichkeiten zur Behandlung von Hüftdysplasie bei Hunden, die von Lebensstiländerungen bis hin zu Operationen oder Behandlung mit Medikamenten reichen. Wenn die Hüftdysplasie deines Hundes nicht schwerwiegend ist oder dein Hund aus medizinischen Gründen kein Kandidat für eine Operation ist, kann dein Tierarzt einen nicht-chirurgischen Ansatz empfehlen.
- Akupunktur
- Neuraltherapie
- Gewichtsreduktion zur Entlastung der Hüfte
- Bewegungseinschränkung, insbesondere auf harten Oberflächen
- Regelmäßige Physiotherapie
- Entzündungshemmende schmerzstillende Medikamente
- Modifikatoren für Gelenkflüssigkeiten
Die meisten Hunde mit Hüftdysplasie sollten tierärztlich zugelassene Nahrungsergänzungsmittel mit Glucosamin, Chondroitinsulfat und Omega-3-Fettsäuren erhalten. Mäßige tägliche Bewegung, die Vermeidung von anstrengenden Aktivitäten wie Springen, kann dazu beitragen, den Hund mobil zu halten und die umgebenden Stützstrukturen (Sehnen und Bänder) zu stärken.
Dein Tierarzt wird viele Faktoren berücksichtigen, bevor er die richtige Behandlung für deinen Hund empfiehlt. Dein Hund sollte einer vollständigen orthopädischen Untersuchung unterzogen werden, bevor festgestellt wird, ob eine Operation oder medizinische Behandlung für ihn geeignet ist.
Behandlung durch Operation
Zur Unterstützung des Hüftgelenks gibt es verschiedene Operationsverfahren. Hier stellen wir dir die wichtigsten kurz vor.
Dieses Verfahren findet seinen Einsatz bei sehr jungen Welpen. Patienten sind maximal 18 Wochen alt. Ziel ist es in die Entwicklung des Beckens einzugreifen und falsche Abläufe frühzeitig zu beheben, um den entstandenen Schaden möglichst gering zu halten. Allerdings kommt dieses Verfahren in der Praxis nur äußerst selten zum Einsatz. Weil die Welpen noch sehr jung sind, zeigen sie fast nie Symptome, was die Diagnose einer entstehenden HD deutlich erschwert.
Für diesen Eingriff dürfen noch keine Knochenveränderungen bestehen und die Hüften des Hundes dürfen nicht bereits zu weit aus dem Becken verschoben sein. Bei diesem Eingriff wird das Becken an 3 Punkten operativ getrennt und anschließend mit medizinischen Metallplatten fachgerecht fixiert. Das Ziel ist es, eine bessere Verbindung des Gelenkkopfs und der Gelenkpfanne herzustellen und eine unweigerliche Verschiebung der Gelenkpfanne zu verhindern. Diese Operation findet in der Praxis die häufigste Anwendung.
Als letztes Mittel gilt die künstliche Hüfte, wenn die Hüftdysplasie bereits eine Hüftgelenksarthrose verursacht hat. Diese Operation erzielt auch bei starker Arthrose im Hüftgelenk gute Erfolge. Diese Operation ist mit besonders hohen Kosten verbunden, weil der Gelenkkopf und die Gelenkpfanne durch künstliche Elemente (Metall) samt künstlichem Knorpelersatz (Kunststoff) ausgetauscht werden.
Wie viel kostet eine HD OP beim Hund?
Wie viel eine HD OP beim Hund kostet, hängt von der Art der Operation, der Größe deines Hundes und dem Grad der Hüftdysplasie ab. Benötigt dein Hund eine künstliche Hüfte, können bis zu 5.000 € auf dich zukommen. Die häufigste Operation (TPO) kostet in der Regel 1.200 € je Gelenk.
Alltag mit einer Hüftdysplasie
Glücklicherweise gibt es viele Möglichkeiten, wie du deinen Hund im Alltag unterstützen kannst.
Ist dein Hund übergewichtig, hilf ihm dabei, Gewicht zu verlieren, um seine Gelenke besser zu entlasten.
Ergänze die Nahrung deines Hundes mit Lebensmitteln, die seine Gelenke auf natürliche Weise unterstützen. Grünlippmuschelpulver erzielt dabei oft ausgezeichnete Ergebnisse!
Wie viel Bewegung ein Hund mit HD benötigt, hängt vom Schweregrad. Dennoch ist es auch bei Tieren mit dem Schweregrad E (Stark ausgeprägt) wichtig, die Muskulatur, Sehnen und Bänder um das Gelenk herum zu stärken. Deshalb benötigt auch ein solcher Hund ausreichend Bewegung. Ebenfalls kann es sinnvoll sein, spezielle HD Übungen mit deinem Hund durchzuführen. Ziele solcher Übungen sind die Stärkung der Muskulatur der Hinterläufe und des unteren Rückens.
Idealerweise lauft ihr nicht auf Pflasterboden und nicht zu weit von eurem zu Hause entfernt. Du solltest deinen Hund schnell nach Hause bringen können, wenn er nicht mehr weiterlaufen kann.
Hunde mit Hüftdysplasie führen oft ein langes, erfülltes Leben, besonders wenn sie behandelt werden. Wenn du glaubst, dass dein Hund betroffen sein könnte, sprich mit deinem Tierarzt.