Wolfskralle beim Hund
Autor: Stela E. Seemann
Hundeernährungsberaterin
Viele Hunde haben an den Hinterpfoten deutlich sichtbare Wolfskrallen. Bei manchen Rassen sie nur angelegt, aber nicht sichtbar. Wenn sie verletzt sind, müssen sie mitunter chirurgisch entfernt werden. Wichtig zu wissen: Die prophylaktische oder aus „Schönheitsgründen“ vorgenommene Entfernung der Wolfskralle ist in Deutschland nicht erlaubt. Das verbietet das deutsche Tierschutzgesetz
Überblick
- Daher stammt die Wolfskralle
- Bei diesen Rassen kommt sie besonders häufig vor
- So ist die Kralle aufgebaut
- Wie Verletzungen an der Wolfskralle entstehen
- So schneidest du die Wolfkralle
- Warum man die Kralle nicht entfernen darf
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Was ist eine Wolfskralle beim Hund?
Die Wolfskralle beim Hund – ein anderer Ausdruck ist Afterkralle – ist der rudimentäre Ansatz einer zusätzlichen Zehe mit Kralle an den Hinterläufen. Sie stammt entgegen ihrer Bezeichnung nicht vom Wolf. Wölfe haben diese zusätzliche Zehe nicht. Es kann sich um eine fünfte und auch um eine fünfte und sechste Zehe (pro Pfote) handeln.
Die Zehen des Hundes entsprechen praktisch unseren Fingern oder Zehen, wobei der Hund den fünften Finger oder Zeh, der bei uns der Daumen oder große Zeh wäre, nicht benutzen. Vielfach berührt die Wolfskralle des Hundes nicht einmal den Boden – erst recht, wenn sie gleich doppelt (als fünfte und sechste Kralle) an einer Pfote ausgebildet ist.
Die an den Hinterläufen oft deutlich sichtbare Wolfskralle (sichtbar je nach Rasse) ist die erste Zehe der Innenseite des Hundes.
An den Vorderläufen sind immer fünf Zehen ausgeprägt, die aber als problemlos gelten. Die Wolfskrallen von Hunden an den Hinterläufen hingegen berühren nicht den Boden, weil der Hund nur vier Ballen hat, können sich daher auch nicht abwetzen, müssen geschnitten werden, können einwachsen und bergen auch eine Verletzungsgefahr.
Bei ernsthaften Verletzungen entfernt sie der Tierarzt chirurgisch, was natürlich auch in Deutschland erlaubt ist. Es gibt bei den Afterkrallen Ausführungen, die gelenkig verbunden oder eben nicht gelenkig verbunden sind. Letztere erhöhen das Verletzungsrisiko, weil sie praktisch lose am Hinterlauf baumeln.
Woher stammt die Wolfskralle beim Hund?
Diese Frage ist berechtigt, wenn wir schon konstatiert haben, dass Wölfe über diese Kralle nicht verfügen. Sie entspricht dem ersten Fingerglied (Phalange) des Hinterbeins.
Entstanden ist sie, weil das ursprüngliche Grundmuster der Pfote auf fünf Zehen basiert. Das evolutionäre Geschehen hat nun bei einzelnen Tierarten dieses Grundmuster auf einzelne Digiti reduziert. Digiti entsprechen den Fingern bei Primaten.
Bei Rindern werden beispielsweise die Klauen aus zwei Digiti, bei Pferden die Hufe sogar nur aus einem gebildet. Die restlichen Digiti bilden sich mehr oder weniger stark zurück. In diesem Prozess befinden sich evolutionstechnisch unsere Hunderassen. Vielleicht gibt es bei ihnen in sehr ferner Zukunft daher auch keine (sichtbaren) Wolfskrallen mehr.
Derzeit sind sie noch rudimentär vorhanden und können problematisch werden. Bei den betroffenen Hunderassen existiert noch relativ stark ausgeprägt der Hallux bzw. Digitus predis I, der beim Menschen der große Zeh wäre.
Bei welchen Rassen tritt die Wolfskralle besonders oft auf?
Es gibt einige Rassen, bei denen sie typischerweise auftritt und teilweise sogar im Rahmen des FCI-Standards als gewolltes Rassenmerkmal verlangt wird. Beispiele wären:
- Berger de Brie
- Kuvasz
- Gos d’Atura Català
- Beauceron
- Afghane
- Kangal
- Briard
- Malinois
- Berner Sennenhund
- Bracco Italiano
- Deutsche Dogge
Bei kleineren Rassen ist sie deutlich seltener anzutreffen.
Aufbau der Wolfskralle beim Hund
Das Glied besteht aus einem knöchernen Anteil mit mehreren Knochenanlagen, der locker durch Bindegewebe mit der Haut verbunden ist oder über eine gelenkige (knöcherne) Verbindung zur Handwurzel verfügt. Die letztgenannte Variante wird auch als sogenannte dicke Wolfskralle bezeichnet.
Eine Funktion hat sie ausdrücklich nicht, weil sich der Hund digitigrad (auf den Zehen laufend) fortbewegt und die zusätzliche Kralle am Mittelfuß so weit oben ansetzt, dass er sie zum Laufen nicht verwenden kann.
Wie entstehen Verletzungen dieser Kralle?
Der Hund kann sich daran verletzen, wenn er zum Beispiel mit Ästen oder Stöckchen spielt. Sogar abreißen könnte die Kralle schlimmstenfalls. Das ist extrem schmerzhaft, weshalb der Hund beim bei einer Berührung dieser Verletzung mit Abwehrbewegungen und gegebenenfalls mit Beißen reagiert.
Die Verletzung muss ein Tierarzt untersuchen und behandeln. Vorbeugend hilft das regelmäßige Schneiden bzw. Schleifen der Kralle. Es senkt die Verletzungsgefahr, weil eine kurze Kralle nicht so schnell irgendwo hängen bleibt.
Wie lässt sich die Wolfskralle des Hundes schneiden?
Sie lässt sich wie alle anderen Krallen mit einer Krallenzange kürzen. Sollte es sich um eine sehr kleine Hunderasse handeln, funktioniert auch ein handelsüblicher Nagelknipser, den auch Menschen verwenden.
Die Zange darf nicht stumpf sein und soll den Nagel weder quetschen noch krümmen. Auch darf sie keine Nerven oder Gefäße schneiden.
Es ist dasselbe wie bei uns Menschen: Wir müssen uns auch recht vorsichtig die Finger- und Zehennägel schneiden. Übrigens gibt es für die Hundekrallen auch Schleifgeräte.
Die Wolfskralle beim Hund entfernen
Die Kralle lässt sich nicht einfach herausziehen. Der Tierarzt wird also bei einer sehr starken, nicht ausheilbaren Verletzung chirurgisch die Wolfskralle entfernen.
Es muss für diese Amputation – darum handelt es sich – zumindest in Deutschland laut Tierschutzgesetz ernsthafte Indikationen geben. Infrage kommen unter anderem diese Gründe:
- Tumor im Gewebe
- ernsthafte, kaum ausheilbare Verletzung
- Panaritum (eitrige Entzündung)
Wenn ein Tierarzt eine Wolfskralle entfernen muss, sediert er den Hund (leichte Narkose). Auch das schreibt das deutsche Tierschutzgesetz vor. Das Tier hat während der Entfernung keine Schmerzen.
Für die Amputation nimmt der Tierarzt einen Hautschnitt vor und trennt dann entweder das Bindegewebe oder den Knochen.
Die Kosten für die Operation rechnet der Tierarzt nach GOT (Gebührenordnung für Tierärzte) ab. Die Kosten unterscheiden sich laut GOT-Gebührenverzeichnis Teil C 3.d) zwischen denen für Saugwelpen und älteren Tieren und betragen dementsprechend 3,21 oder 19,24 Euro. Besitzer sollten vorab fragen, ob und welche zusätzlichen Kosten für Röntgen, die Narkose, OP-Material, Untersuchung und Nachsorge hinzukommen. Eine Tierkrankenversicherung übernimmt die Gesamtkosten, wenn die OP medizinisch indiziert ist.